Arbeit im Hafen
Arbeit im Hafenumschlag ist das Be- und Entladen von Schiffen einschließlich der Vorbereitungs- und Abwicklungsarbeiten sowie der damit zusammenhängenden Umschlag-, Transport-, Bereitstellungs- und Lagerarbeiten an Land.
Der Hafen ist das Tor zur Welt und hat gerade für ein Handelsland wie Deutschland eine besondere Bedeutung. Viele Branchen leben vom Export von Qualitätsprodukten und vom Import von Waren und Rohstoffen. Leistungsfähige Häfen sind dafür die Voraussetzung.
Hafenarbeit ist Arbeit für Allrounder.
Je länger du im Hafen arbeitest, desto mehr Tätigkeiten wirst du übernehmen können. Denn Flexibilität ist wichtig, auf großen wie auf kleineren Terminals. Ständig das Gleiche tun ist kaum möglich, weil nicht immer alle Arbeiten anfallen oder unterschiedlich viel Personal benötigt wird.
Häufig wird am Schiff in Gruppen zusammengearbeitet, deren Größe vom Schiff und seiner Ladung abhängt. Hierfür hat sich in manchen Betrieben der Name „Gang“ etabliert, mit einem Vorarbeiter als Leiter. Zum Beispiel beim Entladen, dem „Löschen“ eines Schiffes.
Sicherheit wird groß geschrieben im Hafen. Entsprechend groß sind die Anstrengungen der Betriebe, Arbeitsunfälle zu vermeiden.
Schutzkleidung, Absperrungen und Schulungen zur Unfallvermeidung sind Standard. Außerdem sind umfangreiche Unfallverhütungsvorschriften zu beachten.
All dies kann natürlich die eigene Umsicht und Sorgfalt nicht ersetzen.
Gute körperliche Fitness, Schwindelfreiheit und Wendigkeit sind notwendig, um im Hafen arbeiten zu können.
Der Hafen hat immer auf, rund um die Uhr, das gesamte Jahr. Nur an wenigen Tagen wird nicht gearbeitet.
Nachts werden ebenfalls Schiffe abgefertigt. Denn Liegezeiten sind teuer und Liegeplätze begehrt. Die Schiffe sollen also nicht zu lange im Hafen liegen.
Das bedeutet: Arbeit im Hafen erfolgt für viele operative Arbeiten im Schichtdienst. Dabei sind die Unterschiede zwischen den Unternehmen groß, je nach Art des Terminals, seinen Waren und seinen Kunden.
Es gibt viele verschiedene Modelle für die Arbeitszeit. Einige Betriebe arbeiten jede Nacht, andere von morgens bis abends in zwei Schichten. Außerdem gibt es Betriebe, die nur bei Bedarf am Wochenende und nachts Schichten einlegen. Auf jeden Fall sind Flexibilität und Spontanität gefragt.
Nach wie vor brauchst du für viele Arbeiten rund um den Hafen keine Berufsausbildung.
Je anspruchsvoller die Arbeit jedoch wird und je stärker auch digitale Technik beherrscht werden muss, desto hilfreicher ist ein Berufsabschluss. Hier findest du eine Übersicht über die Ausbildungsberufe in der Hafenwirtschaft und hafennahen Logistik:
Fachkraft für Hafenlogistik:
Die duale Ausbildung zur Fachkraft für Hafenlogistik ist seit 2006 der Ausbildungsberuf in der deutschen Seehafenwirtschaft und löste die Ausbildung zum Seegüterkontrolleur ab. Nötig wurde diese Änderung vor allem, um auf veränderte Bedingungen beim Güterumschlag, bei der Lagerung und der Ladungs- und Warenkontrolle zu reagieren.
Fachkraft für Lagerlogistik:
Die duale Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik ist ein anerkannter Ausbildungsberuf in Industrie und Handel. Vor allem Logistikbetriebe, aber auch Unternehmen im Handwerk bieten Ausbildungsplätze an. In der Hafenwirtschaft findet man sie vor allem bei hafennahen Logistikunternehmen.
Weitere Berufe:
In den Hafenbetrieben werden auch Berufe benötigt, die auf den ersten Blick nicht zum Hafen passen. So werden ausgebildete Mechaniker, Elektriker, Schlosser oder Tischler und Schreiner für Aufgaben wie die Gerätewartung, Reparaturen oder die Herstellung von komplizierten Holzverkleidungen zum Schutz von Exportgütern gebraucht. Besitzt du eine solche oder eine vergleichbare Ausbildung, bist du im Hafen gut aufgehoben.
Für die Hafenarbeit gibt es Einstiegsarbeitsplätze, die recht einfach zu erlernen sind und dir helfen, dich einzugewöhnen und im Hafen zurechtzukommen. Klassische Einstiegstätigkeiten sind z. B. Arbeiten im Lager oder standardisiertes Laschen.
Je nach Eignung und Motivation wirst du nach und nach weitere Tätigkeiten erlernen können und auch müssen. Denn Flexibilität ist wichtig. Wenn in diesem Programm die Arbeiten einzeln vorgestellt werden, bedeutet das nicht, dass du immer die gleiche Tätigkeit ausüben wirst.
Dabei werden die Arbeiten schwieriger und verantwortungsvoller, aber auch besser entlohnt. Nach und nach ist so ein schrittweiser Aufstieg möglich. Auch Koordinierungs- und Führungsaufgaben sind erreichbar. Viele Arbeiten können mit der Zeit über interne Schulungen oder einem Bildungsträger wie ma-co erlernt werden.
Für Beschäftigte mit entsprechender Berufserfahrung ist eine Fortbildung zum Hafenfacharbeiter möglich, die in Bremen, Bremerhaven und Hamburg berufsbegleitend angeboten wird. Für bestimmte Tätigkeiten ist diese Fortbildung sogar im Seehafentarif vorgeschrieben.
Die Entlohnung im Hafen hängt von verschiedenen Faktoren ab und ist sehr unterschiedlich. Grundsätzlich gilt, dass du mit der Arbeit im Hafen durchaus gutes Geld verdienen kannst. Die Bezahlung ist davon abhängig, für welche Tätigkeiten man dich einsetzen kann, welche Patentausbildung du hast und welche Geräte du damit bedienen kannst. Zuschläge für Nacht- und Wochenendarbeit tragen ebenso zu einem guten Einkommen bei.
Das Tarifwerk ist recht kompliziert und über viele Jahre gewachsen. Maßgebend sind die Haustarife in den jeweiligen Unternehmen oder der Seehafentarif, den der Zentralverband Deutscher Seehäfen und die Gewerkschaft ver.di miteinander aushandeln. Auch die Tarifverträge der örtlich zuständigen Verbände sind zu beachten. Die Unternehmen können natürlich genau sagen, was für dich gelten würde und sie oder die jeweiligen Betriebsräte erklären dir gerne, worauf es ankommt.
Im Hafen wird Flexibilität groß geschrieben. Gearbeitet wird dann, wenn Arbeit da ist und das hängt vor allem von den Schiffsankünften und -abfahrten ab.
Trotz aller Technik: Genau berechnen lässt sich das nicht und so kann es immer mal wieder zu Veränderungen bei den Arbeitszeiten und Schichtplänen kommen. Denn die Reeder warten nicht gerne und die Konkurrenz mit anderen Häfen – zum Beispiel Antwerpen oder Rotterdam – ist groß.
Neben der Flexibilität bei der Zeit ist auch die Flexibilität im Arbeitseinsatz wichtig. Je mehr Arbeiten jeder ausüben kann, desto besser läuft ein Hafen und jedes der Terminals. Mal wird kein Kran benötigt, mal alle verfügbaren Kräne. So ist es bei allen Tätigkeiten, der Bedarf schwankt mit der Art und Menge der Ladung und deren Weg durch das Terminal. Nach und nach wird daher jeder mehrere Funktionen übernehmen können, je mehr desto besser. Das macht die Arbeit abwechslungsreicher. Man muss aber auch Gefallen daran haben, mal dies und mal das zu tun.
Hafenarbeit war über viele Jahre eine Männerdomäne. Dies lag an den körperlichen Belastungen und an den traditionellen Rollenverteilungen: die Frauen sorgten für Heim, Herd und den Nachwuchs und hielten den Männern den Rücken frei, immer dann arbeiten zu können, wenn der Hafen „rief“.
Die körperlichen Belastungen haben über die Jahre abgenommen. In vielen Tätigkeiten spielen sie keine wichtige Rolle mehr. Und die Rollenverteilungen zwischen den Geschlechtern sind im Wandel. Zudem wurde das Nachtarbeitsverbot für Arbeiterinnen von 1891 im Jahre 1992 gestrichen.
Trotz dieser Veränderungen sind Frauen nach wie vor eher eine Seltenheit bei den gewerblichen Arbeiten. In den Verwaltungen sowie im Lager und der Distributionslogisitik sieht dies deutlich anders aus. Und je mehr sich Digitalisierung und Automatisierung durchsetzen, wird nach und nach auch der Anteil von Frauen im Hafen steigen.
Das Thema Nachhaltigkeit spielt in der Hafenwirtschaft eine sehr große Rolle. Vor allem bezogen auf die ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit haben Unternehmen Strategien entwickelt und sorgen durch diverse Maßnahmen dafür, ihren Betrieb nachhaltig aufzustellen.
Ökologische Nachhaltigkeit:
Ziel ist es, Umwelt und Natur bestmöglich zu schützen. In der Hafenwirtschaft geschieht dies vor allem durch die Reduktion des Ausstoßes von Treibhausgasen und weiteren Schadstoffen. Immer mehr Betriebe produzieren ihren Strom durch die Nutzung erneuerbarer Energien selbst. Die Nutzung fossiler Brennstoffe wie Heizöl wird stark zurückgefahren. Und auch Seeschiffe, die für einen Großteil der Emissionen verantwortlich sind, werden bereits an einigen Stellen mit Landstrom versorgt.
Ökonomische Nachhaltigkeit:
Ökonomisch nachhaltige Unternehmen versuchen, durch Investitionen in innovative und effizienzsteigernde Technologien langfristig ihren Fortbestand zu sichern. Die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung in den Häfen haben bereits dafür gesorgt, Prozesse zu verschlanken, Kosten zu reduzieren und im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig zu bleiben. Förderprogramme und politische Maßnahmen schaffen Anreize für Unternehmen der Hafenwirtschaft, dieser Strategie weiter zu folgen.
Soziale Nachhaltigkeit:
Hier geht es vor allem darum, dass Unternehmen nachhaltige Arbeitsbedingungen für ihre Beschäftigten und für Jobinteressierte schaffen. Dazu zählen das Angebot von Fort- und Weiterbildungen, die Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern, eine faire Bezahlung oder Aspekte der Arbeitssicherheit. Vieles davon wird in der Hafenwirtschaft bereits umgesetzt. Die Sicherheitsstandards sind sehr hoch, die Entlohnung wird oft tariflich geregelt und auch der Anteil von Frauen im Hafen nimmt stetig zu.
Der ISPS-Code (International Ship and Port Facility Security Code) ist ein international verbindlicher Sicherheitsstandard für den Schutz von Schiffen und Hafenanlagen vor terroristischen Bedrohungen und anderen sicherheitsrelevanten Gefahren. Er wurde von der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) entwickelt und trat am 1. Juli 2004 im Rahmen des Internationalen Übereinkommens zum Schutz des menschlichen Lebens auf See (SOLAS-Konvention) in Kraft.
Hauptziele des ISPS-Codes:
- Erkennung und Prävention von Sicherheitsbedrohungen für Schiffe und Hafenanlagen.
- Sicherstellung von Sicherheitsmaßnahmen zur Abschwächung potenzieller Gefahren.
- Definition von Zuständigkeiten zwischen staatlichen Stellen, Hafenbetreibern und Schiffsbetreibern.
- Erleichterung der internationalen Zusammenarbeit zur Bekämpfung von Sicherheitsrisiken.
Kernelemente des ISPS-Codes:
- Schutzplan: Schiffe und Hafenanlagen müssen individuelle Sicherheitspläne (Ship Security Plan und Port Facility Security Plan) entwickeln.
- Sicherheitsbeauftragte: Schiffe, Hafenanlagen und Reedereien müssen Sicherheitsbeauftragte (z. B. Ship Security Officer, Company Security Officer) benennen.
- Es gibt drei Sicherheitsstufen:
1. Normal (Stufe 1): Minimale Schutzmaßnahmen.
2. Erhöht (Stufe 2): Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen aufgrund einer erhöhten Bedrohung.
3. Außergewöhnlich (Stufe 3): Höchste Sicherheitsmaßnahmen bei direkter Bedrohung. - Schiffsüberwachung: Maßnahmen wie Zugangskontrollen, Überwachung von Laderäumen und Verifizierung der Besatzung.
Der ISPS-Code gilt für alle Schiffe über 500 BRZ (Bruttoregisterzahl), die im internationalen Verkehr unterwegs sind, sowie für Hafenanlagen, die internationale Schiffe bedienen. Ziel ist es, den maritimen Sektor vor Gefahren wie Terrorismus, Piraterie und Schmuggel zu schützen.
Hafenarbeit ist Arbeit im Freien, zumindest meistens. Und das sollte dir schon gefallen. Aber natürlich findet die Arbeit je nach Tätigkeit, die du gerade ausübst, auch in verglasten Steuerkabinen, an Bord von Schiffen oder in einem Lager statt.
Trotzdem sind die Witterungsverhältnisse immer präsent. Ob Wärme oder Kälte, Regen oder Wind – der Hafen muss brummen.
Warme Schutzkleidung hilft, damit zurechtzukommen.